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  • AutorenbildSilvia Dober

Nein, fein, mein, kein...hä!?



Ich verstehe nur Bahnhof. Haste Flöhe, oder warum fuchtelst du so rum?

Altaaaa, wat willste denn?


Menschen reden mit Menschen, wie Menschen. Mehr oder weniger deutlich, plus oder minus Dialekt.

Respekt kann sein, ist aber nicht unbedingt eine Voraussetzung.

Bei der innerartlichen Kommunikation kann es gravierende Verständigungsschwierigkeiten geben, obwohl das Thema meist nicht so kompliziert ist.

Das wäre ein Bereich von Kommunikation.

Ein anderer Bereich ist der interartliche Austausch von Nachrichten, Wünschen und was das Herz so begehrt.

Interartlich heiß nicht zwischen Männlein und Weiblein, auch, wenn es einem manchmal durchaus so vorkommt. Bekanntlich ticken die Geschlechter unterschiedlich, wenn es um die Verarbeitung und Weitergabe von Daten geht.


Der Austausch zwischen Mensch und Tier, hier sei der Hund gewählt, ist mitnichten einfacher.

Warum versteht mich der Hund nicht? Will er nicht, ist er zu faul, warum macht der sich keine Mühe, ich habe schließlich etwas zu sagen!

Wenn das die eigene Einstellung ist, dann sollte man doch vielleicht lieber den Rand halten.


Wenn ich etwas zu sagen habe, bin ich in der Pflicht, daß ich mich meinem Dialogpartner verständlich machen kann. Das geht nur leider etwas schlecht von einem hohen Ross, wenn der Empfänger der Nachricht auf dem Boden der Tatsachen verweilt und beim Blick nach oben vom gleißenden Schein der Halter-Ignoranz geblendet wird.


Die hündische Kompetenz, mit Menschen in einen Austausch zu gelangen, hängt von vielen Faktoren ab. Da spielt das Wesen und die Veranlagung des Hundes eine Rolle. Ebenso die Kinderschuhe. Durfte der Hund in welpigen Zeiten Lernerfahrungen sammeln und was waren das für welche? Druck und Eintopf, oder faire Unterstützung auf dem Weg zu einem ausgewogenen Miteinander. Da gibt es leider Unterschiede.


Laber ich dem Hundeli die Ohren blutig, oder wurden Signale zur Unterstützung eingebunden (Handzeichen, Körpersprache), die es dem Vierbeiner einfacher machen? Sind meine Informationen klar präsentiert, oder gelangen sie in einem Schwall aus Kauderwelsch in die Hundebirne? Bin ich ein dahergelaufener Fremder und maße mir an, daß mich jedes Tier verstehen muss, oder bin ich eine Bezugsperson?


Habe etwas zu sagen, wenn ich rede?


Der durchschnittliche Hund versteht ungefähr soviel, wie ein 14 Monate altes Baby, wenn man ihm die Worte in lernbarer Form angedeihen lässt. Lernbar bedeutet, immer das gleiche Wort für den gleichen Vorgang oder die entsprechende Situation mit der dazugehörigen Tonlage. Wenn Schnuffi solch ein Vokabular besitzt, dann kann er das auch bei Fremden anwenden. Ober er das will, steht auf einem anderen Blatt, zumindest wäre es möglich. Im Zweifelsfall ist die Trennung nach bekannten und neuen Worten möglich. Klingt es jedoch zu ähnlich und akustisch ist auch kein wirklicher Unterschied auszumachen, dann sind Verwechslungen an der Tagesordnung.


In der linken Hirnhälfte wird die Bedeutung verarbeitet, in der rechten die Tonfolge. Nach der bilateralen Analyse wird das Ergebnis zusammengesetzt und verwertet. So kann ein Hund deutlich erkennen, ob das Lob als Lob gemeint und gegeben wird, oder ob das Lob kommt, weil man es so machen soll, aber die Freude und positive Bestätigung ist zwischen knutsch mir den Steiß und egaler kann es mir nicht sein.


Und da kommt das Lieblingswort des unbedachten Halters: NEIN

Es gibt sogar arme Hunde, die denken, daß sie so heißen.

Oder der Halter kloppt energisch ein FEIN raus, wovon das Hundehirn ein NEIN hervorbringt.


NEIN wird dazu verwendet, wenn man jemandem sagt, was er nicht machen soll, was man selber nicht will, oder was man nicht gut findet. Das Universalwort des Menschen, um seinen Unmut kund zu tun.

Aber mehr als nur zu sagen, daß etwas falsch ist, ist es leider nicht.

Natürlich sollte ich als Legislative die Option haben, den Hund im Zweifelsfall zu stoppen, dann muss ich jedoch auch das Stoppen nach dessen Umsetzung mit einem Lob honorieren. Ich sage NEIN, Schnuffi hört auf, ich sage nichts, Schnuffi macht weiter. Das ist für beide Seiten weder produktiv, noch befriedigend.


Der eine motzt den anderen an und das war es auch schon mit der Interaktion.

Warum machen wir Menschen nicht unser Gehirn an und sagen dem Kumpan stattdessen, was er machen soll? Das ist zielführend, man spart sich den Frust einen angepampten Abbruchs und der Hund wird in die nächste Situation geführt.

Weg von dem, was zuvor nicht erwünscht gewesen ist.


Jetzt ist die Senderseite optimiert… was machen wir denn nun mit dem Empfänger?


Ich will was vom Hund. Dieser ist jedoch anderer Meinung, zeigt mir die Stinkekralle und verfatzt sich. Der ungehorsame Rotzlöffel, weiss der nicht, wer ich bin?

Meist wissen die Lütten das durchaus.

Gehorchen setzt sich aus mehrere Komponenten zusammen.

Der Hund hat das Signal gelernt (Wort= Sitz, Zeigefinger erhoben, entspannter Körper, freundliches Gesicht-> das ist das mit den Mundwinkeln nach oben), im besten Fall sogar generalisiert. Dieses Signal wird in einem bestimmten Kontext gegeben. Wenn dann das Signal auch noch wahrnehmbar und für den Hund sinnvoll ist, steht einer Umsetzung meist nichts im Weg. Meist.


Das Fellkäul wird abgerufen, klappt zuhause immer super, nur draußen …wenn er mich wenigstens anguckt, habe ich schon Glück gehabt. Der Hund folgt immer dem stärkeren Reiz. Soll heißen, ich rufe, Hund kommt. Karnickel kreuzt den Weg, Hund hat eine neue Route entdeckt… hinter dem Hoppler her. Der Mensch schreit meist auch zuverlässig den Flitzern hinterher. So findet der Hund einfach den Weg zurück…immer dem Gebölkese nach, auf den mit dem roten Kopp zu.

Auch der Abruf mit dem Keks in der Hand degradiert den Rufenden. Hund guckt nur nach dem Keks, selten nach dem Kekshaltenden. Da ist es schwierig körpersprachlich zu agieren, wenn der Hund im Backwahn schwelgt.


Und, wenn ich rufe, was rufe ich eigentlich?

Die Fellnase wird abgerufen. Hundeli setzt sich in Bewegung. Der Halter sieht das, grüßt nen Nachbarn und guckt kurz zu diesem hin. Für den Heranstrebenden ist der Kontakt und somit der Arbeitsauftrag abgebrochen. Hunde erkennen sogar, ob ich die Augen auf oder zu habe.

Oder Spatz kriegt eine Ablage, knallt sich kann artig auf den Boden und hält den Kontakt zum Halter. Dieser lobt nickend. Ist das Nicken energisch (weil man sich freut, daß es so gut geklappt hat), versteht der Hund das als Einladung aufzustehen. Zack, wieder bei Menschi in die Nesseln gesetzt.

Der Hund darf nicht aufs Sofa, so will es der Mensch. Hund weiß das ganz genau, denn es wurde immer antrainiert und korrigiert, durch den Menschen in dessen Anwesenheit. Nun läuft das mit dem Sofa noch nicht so lange und der Olle ist endlich aus dem Haus.


Geil, mein Sofa!


Dann kommen Geräusche aus dem Treppenhaus, die Wohnungstür geht auf. Der Hund springt, so wie er es gelernt hat, brav vom Sofa. Für den Hund ist die Welt in Ordnung und er hat alles nach den Wünschen der Regierung erledigt. Regierung da = Sofa gehört der Regierung.


Der Halter ist jedoch nicht froh, weil der Hund den ersten Schritt zwischen Sofa und Korb gerafft hat. Meist ist er erst enttäuscht, weil die Trainingserfolge nicht so schnell kommen, wie man sich das vorstellt oder in Büchern präsentiert bekommen hat. Und dann wird man sauer und nimmt es dem Hund übel. Am Ende wir der Hund für Verhalten gestraft, was aus der Perspektive des Menschen falsch ist. Aus der Perspektive des Hundes ist es ungerecht, denn er hat umgesetzt, was er beigebracht bekommen hat.


Wenn mein Mensch da ist, muss ich vom Sofa runter.

An dieser Stelle kann man auch sehr gut erkennen, wie sinnvoll ein Trainingsplan ist.

Erst denken, dann handeln.

Erst denken, dann trainieren.

Erst denken und reflektieren wer es vergeigt hat, dann motzen.



Nicht selten ist jedoch das Denken schon ein nicht unerhebliches Problem im Versuchsaufbau.

Der Alltag ist eben komplexer als die Theorie.


So, nun zum Schluß:


Wie mache ich es mir und dem Hund nicht unnötig schwer?


Fairness spielt eine große Rolle. Wir müssen das meinen, was wir sagen. Dann ist ein Lob auch ein Lob. Im Umgang mit dem Hund sind Zeigegesten eine wertvolle Unterstützung zu unserem Blabla-Schwall. Da kommt gleich der nächste Punkt: weniger reden bei Handlungsempfehlungen. Quatscht Eurem Hund nen Knopf an die Backe, aber seit transparent, wenn in dieser Wortflut ein Kommando für Schnuffi ist.

Der Wunsch und  das entsprechende Signal.

Der Hund sieht das Signal und verbindet damit ein anderes Bild.


Passt das, was ich vom Hund möchte, in den aktuellen Kontext. Kann der kleine Rabauke meine Körpersprache verstehen? Wieso gebe ich eine NEIN, wenn ich danach den Hund sowieso zu mir rufe? Dann kann ich ihn auch gleich rufen, spare wertvolle Sekunden, spare eine negatives Feedback und gewinne eine aktive Interaktion mit meinem geliebten Zeckenspender.



Zweimal denken, einmal handeln = doppelte Freude.


Für beide.


Silvia Dober

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