top of page
Suche
  • AutorenbildSilvia Dober

Beratungsdiebstahl


Viele Hunde, die zu mir kommen, kommen auf Basis einer Empfehlung. Herzlichen Dank an alle, die die Werbetrommel für mich rühren. Da macht das Arbeiten doppelt Spaß. Nun gibt es Menschen, die noch ohne Hund sind (tatsächlich!), jedoch einen haben möchten. Wenn man sich nun nicht sicher ist, was zum eigenen Lebensentwurf passt, kann man bei mir, wie auch bei meinen Kollegen, eine Kaufberatung buchen.

Frau S. aus Detmold rief mich am Mittwoch an. Eine gemeinsame Bekannte habe mich empfohlen, ich könne ihr die offenen Fragen rund um das Thema Hund beantworten. Nachdem ich mich für die Kontaktaufnahme bedankt hatte, bat ich um einen etwas späteren Telefontermin, weil ich gerade nicht verfügbar war. Franzi war bei ihrem Bruder Rocco zum Spielen verabredet. Die beiden hatten sich vier Wochen nicht gesehen und das Wiedertreffen war einfach nur herrlich!

Bis 13:00 Uhr habe sie Zeit und ich versprach mich vorher zu melden. Dann wollte ich Frau S. zurückrufen, sah eine Nachricht, daß sie gerade verhindert sei und bot mir ein neues Zeitfenster an. Ok, kein Problem. Ich rief sie in gewünschtem Zeitfenster an, sie antwortete, es wäre gerade schlecht, denn sie stünde am Herd. Gut, Mittagszeit, keine Überraschung. Ich sagte, sie kann ja zurückrufen, wenn sie fertig sei, ich habe Urlaub und bin den ganzen Nachmittag zuhause.

Dann meldete sie sich. Es war ein freundliches Telefonat. Zu Anfang ließ ich sie schildern, was sie denn für einen Hund haben möchte, ob sie sich schon welche angeguckt habe und wofür denn der Hund sein sollte. Er soll flauschig sein, und gut mit allen Kindern (3-7 Jahre) können. Es wird Zeit, daß wieder eine Fellnase einzieht. Am besten ein Welpe, damit der sich dann gleich an alles gewöhnt.

Zu einer verantwortungsvollen Kaufberatung gehört bei mir ein Termin vor Ort (steht auch auf der Homepage). So kann ich sehen, wie das Umfeld ist, wie die Kinder sind und welcher Hund zur Familie ungefähr passen könnte. Ja…aber ein paar Fragen hat sie noch. Sie hat bei Ebay-Kleinanzeigen geguckt und auch verschiedene Rassehunde. Bei Ebay steht ja immer, daß die Tiere nicht zu kleinen Kindern sollen, das sind dann ja keine guten Hunde.

Ok, bei so profunden Defiziten kläre ich auch gern Grundlagen. Das steht bei (größeren) Hunden dabei, wenn diesem zum Beispiel keinen Umgang mit Kindern gewohnt sind, oder sehr stürmisch im Temperament, oder Erkrankungen (Taubheit) haben, oder auch mal schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht haben. Schnuffi rennt los, nietet das Blag um, weil es im Weg steht. Der kleine Mensch macht nen Bauchklatscher auf die Fliesen, tut sich weh und fängt an zu weinen. Schwupps hat ausschließlich der Köter schuld und fliegt achtkantig raus.

Auf die Idee mal im Tierheim zu gucken, war sie noch nicht gekommen, also stöberten wir nach Ebay-Kleinanzeigen auch simultan und digital die umliegenden Heime ab. Wofür sie denn den Hund haben möchte? -Sowas frage ich immer. Was kann der denn alles können? -Offensichtlich hatte sie Blut geleckt.

Im Rahmen des Assistenzhundetrainings konnte ich von verschiedenen Dingen berichten, zu denen ein Hund in der Lage ist, wenn man mit ihm gewillt ist die vorherige Arbeit zu leisten.

Dennoch sollte das nur eine Idee geben, denn ein Hund ist vorrangig ein Familienmitglied und kein Tool zur Erhöhung meiner eigenen Bequemlichkeit. Eine gute Erziehung, gefestigte Bindung und Vertrauen ist wichtiger, als irgendwelche Sperenzchen auf der Pfanne zu haben.

Durch selektives Hören kam bei der Dame allerdings nur an, daß der Vierbeiner auf die eigenen Kinder aufpassen könne (so ihre Zusammenfassung).

Nein. Das darf nicht stattfinden! Dann soll sich sich von dem Geld lieber nen Babysitter holen und zwei Tage die Woche frei machen. Sie braucht einen Hund mit einem ordentlichen will to please, sagte sie. Ich sagte, es geht mehr um Motivation (und nicht darum, daß mir der Hund in den Allerwertesten kriechen will), bevor ein kleiner Ausflug in die Bedürfnisse eines Hundes kam.

Wenn ich mit potenziellen Kunden erstmalig telefoniere, dann kalkuliere ich 15-20 Minuten ein. Dann sollte klar sein, ob sie meine Dienstleistung beanspruchen wollen, oder eben auch nicht. Dafür ist ein Telefonat da. Ebenso kann ich eruieren, ob ich überhaupt die Richtige für den Job bin.

Die Detmolderin frug mich nach meinen Preisen (die auch auf meiner Homepage stehen). Ich nannte sie ihr und das Telefonat ging weiter. Nachdem wir eine Stunde telefoniert hatten, bedankte sie sich für das Telefonat. Ob sie sich den melden dürfte, wenn sie einen Hund gefunden habe? Das Tierheim schreibt sie auch gleich an. Ob ich Zeit für Training habe? Ich bejahte das. Und schwups hatte sie aufgelegt.

Da guckte ich nicht schlecht aus der Wäsche. Und was ist mit Kohle?

Für die, die es nicht wissen sollten, ich betreibe das als leidenschaftlichen Beruf zur Bestreitung meines Lebensunterhaltes. Immerhin hatte ich ihre Nummer. Aber, da kam ne SMS.

Wir hätten ja ne Stunde telefoniert, was ich denn kriegen würde…

Na, es gibt doch noch gute Menschen. Ich schrieb ihr die Summe und frug nach der Adresse für die Rechnung.

Dann kam eine ganze Weile nix.

Neue SMS: Ach du meine Güte! Auch für eine Beratung / Hundevorschläge?

Tja, offensichtlich hatte sie den Charakter des Gesprächs erkannt. Sie hat bei mir eine Beratung erwünscht, wir haben über Preise gesprochen (die ihr offensichtlich entfallen waren) und dennoch war die Überraschung groß, als am Ende der Beratung die Taler fällig waren.

Nach dieser SMS kam ne Weile nix, dann meldete sich unsere gemeinsame Bekannte bei mir. Was denn da los gewesen sei. Ich fasste ihr den Sachverhalt kurz zusammen, nachdem sie mir berichtet hat, daß Frau S. aus Detmold bei ihr angerufen habe, was ich denn für eine Person sei, daß ich für telefonieren auch noch bezahlt werden will.

So, jetzt hab ich mir den Brast ein wenig von der Pumpe geschrieben. Nun noch ein sachliches Resümee der gestrigen Ausbeutung.

Ich gehe immer ans Telefon, auch im Urlaub. Was schon dumm genug ist. Aber meine Einstellung ist nunmal, alles für die haarigen Kumpanen. Das wurde bis dato nicht ausgenutzt und hat sich mehrfach als notwendig erwiesen. Und es gilt auch weiterhin, besonders für meine Bestandskunden. Mein Schwerpunkt sind Angsthunde und manche Sachen kann man nicht verschieben. Für eine Einschätzung der Dringlichkeit und ggfs. Hilfe bin ich immer da. Wenn ich sage, ich habe Urlaub und möchte das Telefonat kurz halten, ist es meine Schuld, wenn ich nicht nur einen Termin ausmache und dann weiter Urlaub mache.

Nach der finalen *ach du meine Güte* SMS habe ich nichts mehr von Frau S. gehört. Auf meine Erklärung, warum eine beanspruchte Dienstleistung tatsächlich Geld kostet und wie sich diese Kosten zusammensetzen, kam auch nichts. Stattdessen hat sie sich ausgiebig bei Dritten über mich beschwert.

Ebenso schrieb ich ihr, daß ich durchaus weiß, wovon ich rede. Falls sie es interessieren würde, könnte sie einen Eindruck bei meinen Bewertungen verschaffen. Und da war mein nächster Fehler.

Kurze Zeit danach erschien eine Google-Bewertung. Mit drei Sternen. Unter einem Namen, der keiner realen Person zugeordnet werden kann. Text: Jjv

Das ist feige. Schreiben Sie doch bitte, was Sie gestört hat. Vielleicht sogar in ganzen Sätzen (laut ihrer Berufsangabe sollten Sie das können). Dann kann ich darauf reagieren. Das wäre fair gewesen. Und nur mal so…Sie reden mit Ihren Kunden, werden dafür bezahlt und das ist legitim. Wenn ich mit Ihnen rede, sie also meine Kundin sind und ich dafür bezahlt werden möchte, ist das unverschämt?

Mir drei Sterne drücken, weil sie beleidigt sind, oder schockiert, oder wat weiss ich… stellt sie auf den Reifegrad Ihrer Kinder. So senkt es zwar meinen Schnitt bei Google, aber es schadet mir nicht wirklich. Menschen, die Rezensionen lesen (und Worte erfassen können)sehen, was meine Kunden geschrieben haben.

Drei Sterne und drei Buchstaben lassen auf eine beleidigte Leberwurst schließen.

Ich werde im Lauf der Zeit neue Bewertungen von meinen Kunden kriegen und der feige Furz, den Sie rausgerotzt haben, wird verblassen. Ach, anrufen brauchen Sie mich übrigens nicht wieder. Eine Rechnung bekommen Sie auch nicht (Name und Anschrift sind gespeichert).

Ihre Schulden hat die Dame bezahlt, die Sie an mich verwiesen hat. Von sich aus, denn Ihr Verhalten war ihr mehr als unangenehm. So geht es Menschen mit Anstand.

Silvia Dober



54 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page